„Was befürchten Blogger?“ fragte mich die Mitarbeiterin des Offenen Kanals Kiel neulich in einem Interview zum Leistungsschutzrecht. Gar nicht so leicht, für die Blogosphäre zu sprechen und ich habe mir da ziemlich einen abgebrochen. Ich denke, Bloggerinnen und Blogger befürchten zur Zeit alles mögliche. Das meiste ist eher diffus, manches unbegründet, aber insgesamt ist es die Angst um das Internet, wie wir es kannten.
Bloggen ist eine Errungenschaft des Mediums Internet. Es steht stellvertretend für die Möglichkeit, dass jeder weltweit publizieren kann. Insofern ist die Angst um das Bloggen gleichzeitig die Angst um ein Internet, das nicht durchkommerzialisiert nur den Interessen von Unternehmen dient.
Dieses Internet wird von vielen Seiten bedroht:
- Beim Leistungsschutzrecht könnten am Ende Blogs unter erschwerten Auflagen für Zitate leiden, denn viele Blogs leben davon, Inhalte anderer Medien zu zitieren, zu kombinieren und zu kommentieren.
- Bei der Netzneutralität könnten Blogs leiden, weil sie sicher nicht zu denen gehören werden, die sich einen speziellen Zugang zu Leserinnen und Lesern bei den Providern erkaufen können.
- Schon hinter der Diskussion um den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) stand die gleiche Angst: Blogs würden sich eine rechtssichere Alterseinstufung nicht leisten können und generell als nicht-jugendfrei eingestuft.
- Generell gibt es eine gewisse Unsicherheit im Hinblick auf die rechtliche Situation: Es ist Vielen nicht ganz klar, wie ein korrektes Impressum auszusehen hat, welche Gefahr eigentlich von Vorschaubildern bei Facebook ausgeht oder wie das eigentlich mit der Haftung bei Kommentaren aussieht. (Man liest ja so viel…)
- Aber auch der Trend zu Apps auf Smartphones könnte Blogs bedrohen, weil sich kaum ein Blog eine eigene App leisten kann und der Nutzen eines Blogs so gering ist, das vermutlich auch wenige Nutzer so eine App installieren würden.
- Die verstärkte Nutzung von Sozialen Netzwerken führt dazu, das mehr und mehr Diskussionen in virtuellen Räumen stattfinden, die von den AGB bestimmter Unternehmen abhängen.
Es gibt Segelscheine, Angelscheine, Waffenscheine, Führerscheine, Trainerscheine und wir können froh sein, dass es noch keine Bloggingscheine gibt. Zwar kann niemand erwarten, ein neues Hobby beginnen zu können, ohne sich vorher über die rechtlichen Bedingungen zu informieren. Trotzdem muss es weiterhin relativ einfach bleiben, eine Homepage zu betreiben. Und genau hier lauert die Gefahr: Gesetze werde in der Regel gemacht, um wichtige Dinge zu regeln. Im Internet geht es dabei um das große Geld. Beim Leistungsschutzrecht geht es um den Springer Verlag und Google. Blogs spielen da keine Rolle. Bei der Netzneutralität geht es um die Telekom und Vodafone. Blogs spielen da keine Rolle. Beim JMStV geht es um die Angebote der Fernsehsender. Blogs spielen da keine Rolle.
Ich glaube, das ist es, was viele Blogger befürchten: Unter die Räder zu kommen und ihren selbstbestimmten Zugang zu einer Öffentlichkeit wieder zu verlieren, weil andere mit dem Internet Geld verdienen wollen. Das Internet war nicht zum Geld verdienen gedacht. Und nun wird es umgebaut, damit das möglich ist.
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