Wikipedia bleiben die Besucher aus. Schuld daran ist Googles „Knowledge Graph“, meint Karsten Wenzlaff, Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien (ikosom). Google zeigt damit die wichtigsten Information zu vielen Suchanfragen direkt neben der klassischen Suchergebnisliste an. Die Daten dazu stammen aus unterschiedlichen Quellen. Da Wikipedia aber bei vielen Themen der erste Treffer ist, bleiben offenbar eine Menge Besucher weg, wenn deren Fragen schon direkt von Google beantwortet wurden.
Es gibt kein Webangebot, das ständig so prominent und immer und egal zu welchem Thema in Googles Suchergebnissen erscheint, wie Wikipedia. Und jetzt gibt es sogar noch einen Block, in dem Wikipedia präsentiert wird. Wenn es daduch weniger Traffic von Leuten gibt, die einfach nur eine Frage habe, die mit den paar Basisdaten beantwortet werden kann, die Google dort anzeigt. dann bedeutet das vor allem weniger Kosten für Wikipedia.
Jedoch haben schon bei der Veränderung der Google Bildersuche viele Webseiten-Betreiber über einbrechende Zugriffszahlen geklagt. Ganz zu schweigen von den Nachrichtenanbietern, die darüber klagen, dass Google News ihnen Leser wegschnappt.
Das zeigt vor allem eines: Google wird immer mehr zur Definition von dem, was für viele Menschen das Internet ist. Es ist die Suchmaschine. Es ist die Webseite auf der ich Informationen und Nachrichten finde. Google Maps ist der Inbegriff von Kartendiensten und Navigation. Und wie ich vor ein paar Tagen schrieb: Google drückt mit aller Macht Google+ durch, damit es auch die Anlaufstelle für Kontakte ist und dadurch zu dem einzig relevanten Dienst für Kollaboration mit Drive und Calendar wird. Und mobil gibt es ohnehin außer Apple nichts.
Wer seinem Unternehmen oder seiner Organisation im Internet nicht schwer schaden will, kann keinen Bogen mehr um Google machen. Die Idee des Internets war einmal eine andere. Die mediale Vielfalt sollte dadurch größer werden – „Everyone is a Publisher“. Sogar noch die Idee des Web2.0 vor ein paar Jahren als „Programmable Web“ war eine andere. Das betrifft nicht nur Google. Von „Mashups“ redet heute niemand mehr. Von neuen, frei spezifizierten Protokollen, wie sie in der Vergangenheit das Internet groß gemacht haben, hört man nichts von den Konzernen. Und APIs gibt es nur noch, damit die offizielle App mit minimalstem Aufwand hergestellt werden kann. Der Rest ist Alibi.
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