Nach zwei Jahren Arbeit ist die Wikimedia Bewegung gerade an einem Meilenstein angelangt. Im Mai wurden im Strategie-Prozess „Wikimedia 2030“ Handlungsempfehlungen vorgelegt, die Weiche für die Zukunft stellen sollen.
Allein in der englischsprachigen Wikipedia und ihren Schwester-Projekten engagieren sich derzeit über 140.000 Menschen – eine riesige Bewegung globale für freies Wissen. Doch wie kann sie sich in einer Zukunft entwickeln, in der immer größere Teile der digitalen Welt einigen wenigen Konzernen gehört?
Mit dieser Frage ist die Wikimedia Foundation 2017 in einen Prozess gestartet, der die richtigen Weichen stellt – und das möglichst so, dass er die Freiwilligen alle mitnimmt. Wie man über Kultur- und Sprachgrenzen und Zeitzonen hinweg so einen Prozess organisiert, darüber ich mit Nicole Ebber gesprochen. Sie kümmer sich beim Wikimedia Deutschland e.V. um die Leitung dieses Prozesses.
Erst wenn Du das Video startest, werden Daten an YouTube übermittelt. Siehe Datenschutzerklärung
Als Hauptamtlicher in einer ehrenamtlichen Organisation kenne ich einige der Herausforderungen: Es gibt den Wunsch nach Veränderung. Aber wie setzt man einen Prozess in gang, der von hauptamtlicher Seite nicht zu sehr dirigiert wird, und dem Ehrenamt trotzdem zumindest so viel Schwung mitgibt, dass es ins Arbeiten kommt.
Die Wikimedia Foundation hat neun Arbeitsfelder definiert, in denen zum Teil ohnehin schon diskutiert wurde. Für diese Felder konnten sich Freiwillige bewerben. Die Auswahl hat eine Steuerungsgruppe getroffen, die auch dafür gesorgt hat, dass die Gruppe ein breites gesellschaftliches Spektrum abbilden.
Die Arbeitsgruppen haben dann ihrerseits dafür gesorgt, dass global die Communities in die Diskussionen eingebunden wurden. Das hat auf den Kanälen stattgefunden, die dort genutzt werden. Nicht alle Communities nutzen so fleißig wie die deutschsprachige die Diskussionsseiten der Wikipedia. Einige arbeiten auch mit Facebook- oder mit Telegram-Gruppen.
Maximale Transparenz
Alle Arbeitsschritte wurde öffentlich zugänglich dokumentiert, so dass alle jederzeit wissen konnten, wie der Diskussionsstand ist. Die Ergebnisse der Gruppen wurden mittlerweile auf zehn Thesen eingedampft. Damit geht es im Herbst in die Umsetzungsphase. Dann werden die regionalen Communities darüber diskutieren, ob und wie sie welche Handlungsempfehlungen umsetzen wollen.
Am Ende des Prozesses soll die Bewegung für Freies Wissen größer und stärker sein, unter anderem auch, weil sie mehr Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen einen sicheren Platz bietet, um Wissen zu teilen.
Ich finde das klingt sehr vielversprechend. Freies Wissen, Freie Software, Freie Daten stehen unter dem Druck der kommerziellen Angebote. Wikimedia ist eine starke Organisation mit Verbindungen in die weltweiten Freien Communities. Die Weichenstellungen bei Wikimedia werden auch für alle anderen eine Orientierung sein. Man muss es dann natürlich nicht nachmachen – aber ignorieren wird man die Erkenntnisse auch nicht können.
Schreibe einen Kommentar