Neulich wurde ich Zeuge eines Internet-Betrugs. Als ich nach Hause kam, hing im Treppenhaus wie so oft eine Paketbenachrichtigung. Bei uns bestellen viele Hausbewohner im Internet und sind selten zu Hause. Diesmal stand der Name einer Dame auf der Karte, die nicht bei uns wohnt. An der Haustür klebte aber ihr Name an einer Klingel und ein Zettel hing daneben: „Hallo, ich ziehe hier ein. Bitte nehmen Sie schon einmal Post für mich an.“
Eine Wohnung stand tatsächlich einige Zeit leer. Am Tag zuvor hatte ich noch den Makler getroffen, der die Wohnung einem Pärchen zeigen wollte. Und heute sollte die Wohnung schon vermietet sein und ein Päckchen für die neue Mieterin ist auch schon angekommen? Mein erster Verdacht: Der Makler verdient daran, dass er Leuten die Wohnung zeigt, obwohl sie bereits vermietet ist.
Doch dann klingelte es relativ spät am Abend. Ein junger Mann wollte die neue Nachbarin besuchen. Sie sollte doch heute eingezogen sein. Warum sie denn nicht da sei. Enttäuscht ging er nach unten und klingelte bei der Nachbarin, die laut der Karte im Treppenhaus das Paket angenommen hatte. Klingelt man bei den Nachbarn, wenn jemand nicht zu Hause ist, den man besuchen will? Eher nicht. Also schickte ich eine SMS an unseren Vermieter und fragte ihn, ob er die angebliche, neue Mieterin kannte. Am nächsten Tag meldete der sich zurück: Weil ihm eine Dame mit diesem Namen nicht bekannt war, vermutete er Betrug und schaltete die Polizei ein.
Auf fremde Kosten im Internet zu bestellen, ist die eine Sache. Da sitzt man unbeobachtet vor dem Computer. Die Herausforderung ist, dass man die Waren bekommt, ohne dass sie zurückverfolgbar sind. Meine Nachbarin und ich haben den Mann gesehen, der versucht hat, an das Paket zu kommen. Mein Tipp: Nehmen Sie Pakete nur an, wenn Sie den Empfänger kennen.
Dieser Artikel ist zuerst am 3. Mai 2014 bei shz.de erschienen.
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